Wie sprechen Menschen über große Gefühle und den ganz normalen Alltag? Wie erleben und beschreiben sie Glück und Intimität, aber auch Trennung, Krisen und Leid? Um dies zu untersuchen, lesen, digitalisieren und erforschen Bürger*innen zusammen mit unserem Team von Wissenschaftler*innen eine einzigartige und bislang unzugängliche Quelle der Alltagskultur: ein Archiv authentischer privater Liebesbriefe.

Das Projekt Gruß & Kuss – Briefe digital. Bürger*innen erhalten Liebesbriefe

Das Projekt wird als Verbund zwischen der Technischen Universität Darmstadt (TUDa) mit der Verbundkoordinatorin Prof. Dr. Andrea Rapp vom Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft, der Universität Koblenz (UK) mit der Verbundpartnerin und Gründerin des Liebesbriefarchivs Prof. Dr. Eva L. Wyss vom Institut für Germanistik, der Hochschule Darmstadt (h_da) mit dem Verbundpartner Prof. Dr. Stefan Schmunk vom Institut für Kommunikation und Medien sowie der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt (ULB) mit dem Verbundpartner und Bibliotheksdirektor Prof. Dr. Thomas Stäcker durchgeführt.

Darüber hinaus ist Gruß & Kuss ein Citizen-Science-Projekt und lädt alle interessierten Bürger*innen dazu ein, sich aktiv an der Liebesbrieferforschung zu beteiligen!

Welche Ziele verfolgt Gruß & Kuss?

Liebesbriefe sind besonders wertvolle Quellen unserer Alltagskultur. Da für ihre Archivierung bislang kein staatlicher Sammlungsauftrag besteht, gelten sie zugleich als besonders gefährdete Quelle.

Das Projekt Gruß & Kuss verfolgt deshalb vier übergeordnete Projektziele:

  1. Erschließung und Analyse der Liebesbriefe
  2. Bearbeitung und Erforschung der Liebesbriefe
  3. Teilhabe der Bürger*innen am Forschungsprozess
  4. Möglichkeit zur dauerhaften Erforschung und Bewahrung der Liebesbriefe in Gedächtniseinrichtungen

Im Rahmen der Verfolgung dieser Ziele bietet Gruß & Kuss bei der Erforschung der Liebesbriefe im Besonderen ein interdisziplinäres Forschungsfeld.

Welche Forschungsfragen stellt Gruß & Kuss an die Liebesbriefe?

Das Projekt selbst verfolgt ein kulturwissenschaftliches und soziologisches Forschungsinteresse, das in drei Themencluster aufgeteilt ist:

Liebe in Krisen und Konflikten

Feldpostbriefe aus den beiden Weltkriegen, Briefe und Postkarten aus der Zwischenkriegszeit, Briefe aus Gefangenenlagern und der Nachkriegszeit sowie E‐Mails und Chats mit im Ausland stationierten Bundeswehrsoldat*innen dokumentieren eine historische Erinnerungskultur, aber auch individuelle familiäre Bezüge zu Krisen und Konflikten, die generationenübergreifend bis in die heutige Zeit hineinreichen bzw. künftige Generationen beschäftigen werden.

Liebe auf Distanz in der Mitte des Lebens

E‐Mail, Flugpost, Telegramme und Postkarten aus aller Welt zeugen in vorübergehenden Trennungsphasen bedingt durch Ausbildung, Beruf und Reisen von der spezifischen brieflichen Polyfunktionalität.

Der Reiz der heimlichen Liebe

Eine besondere Faszination üben geheime Liebesbotschaften aus, die mit Schreibmaschine oder auch in Geheimschriften auf Postkarten von außerehelichen, heimlichen und gesellschaftlich (teilweise) nicht akzeptierten oder gar geächteten Liebesbeziehungen Zeugnis ablegen.

Diese drei Themencluster sind fokussiert und gleichzeitig so breit angelegt, dass sie eine Vielfalt an Forschungsfragen zulassen. Die Vielfalt des Materials ermöglicht, neue Themencluster zu generieren, (eigene) Forschungsfragen fortwährend zu aktualisieren und neue Perspektiven zu erkunden. Die Bearbeitung der genannten Themencluster ist zudem an spezifische Meilensteine gekoppelt, die mit verschiedenen Teilhabemöglichkeiten der Bürgerforscher*innen einhergehen.